AUS DEM ARCHIV

Tanz auf dem Vulkan

02.10.2022 - 29.01.2023

 
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Tanz auf dem Vulkan

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Der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 nach Christus mit der Zerstörung der blühenden Städte Pompeji und Herculaneum war eines der großen Traumata der abendländischen Geschichte. Dieses Ereignis erschütterte das Selbstverständnis der römischen Zivilisation und offenbarte deren Verletzlichkeit angesichts einer nicht zu bändigenden Naturgewalt. Schon damals versuchten die Menschen, das Ereignis mythologisch oder auch naturwissenschaftlich zu erklären und zu deuten. 

So wurden Erderschütterungen etwa als Kampf der Giganten oder als göttliche Strafe interpretiert. Opfer und Gebet sollten die aufgebrachten Götter versöhnen. Auch bei der nachfolgenden christlichen Bevölkerung führte die Bedrohung durch die entfesselten Naturkräfte zu religiösen Deutungsversuchen und Abwehrpraktiken. 

Mit den großen Ausbrüchen des 17. und 18. Jahrhunderts entwickelte sich eine außergewöhnliche Frömmigkeitskultur, die sich um den heiligen Januarius (San Gennaro) formte. Seine einzigartige Bedeutung als Schutzheiliger der Stadt Neapel zeigt sich bis heute in einem der reichsten Kirchenschätze der Welt. Dieser zeichnet sich nicht nur durch den materiellen Wert, sondern auch durch seine kunsthistorische Bedeutung aus. Ein Großteil dieses einzigartigen Schatzes wird – erstmalig in Deutschland – in dieser Sonderausstellung in Freising präsentiert. Den kunsthistorischen Höhepunkt der Ausstellung bildet das Gemälde der "Medusa Mortula" von Michelangelo Merisi da Caravaggio von 1597.

 
 

Die Aufklärung und das damit erwachende Interesse an den Naturwissenschaften führten dann im 18. Jahrhundert in der Vesuv-Region zu bahnbrechenden vulkanologischen Forschungen und mit der Errichtung des „Vesuv-Observatoriums“ 1845 zur weltweit ersten vulkanologischen Forschungsstation. Sie arbeitet bis heute als Teil der Katastrophenprävention. Für viele Neapolitaner steht die Wahrnehmung und Bewältigung der latent andauernden existentiellen Bedrohung durch den Vesuv und die terrestrischen Energien im Spannungsfeld von Religion und Wissenschaft. Neapel und der Vesuv stehen deshalb paradigmatisch für die Suche nach Erklärung, Sinn und Hoffnung angesichts unvorhersehbarer und unkontrollierbarer Bedrohungen durch die Natur.