Sonderausstellung

Verdammte Lust! Kirche. Körper. Kunst.

5. März — 2. Juli 2023

 

Warum stehen Religion und Sexualität so oft im Widerspruch zueinander? Zwischen kirchlicher Lehre und Realität besteht seit jeher eine scheinbar unüberbrückbare Differenz. Dies ist kein neues Phänomen, sondern begleitet die Religions- und Sittengeschichte des Christentums von Beginn an. Nicht zuletzt wegen der aktuellen Diskussion um sexuellen Missbrauch in der Kirche steht deren Sexuallehre heute mehr denn je in der Kritik. Was gegenwärtig offen diskutiert werden kann, wurde früher versteckt bis offensichtlich in der Kunst verhandelt – und konfrontiert uns mit buchstäblich nackten Tatsachen.

 

Reinheit und Enthaltsamkeit, Begierde und Lust, eheliche Pflichten und Fruchtbarkeit, Gewalt und Verletzung: Im scheinbar dogmatischen Rahmen christlicher Bildsprache verbirgt sich eine Fülle an menschlichen Sehnsüchten und Fantasien. Immer wieder haben Künstlerinnen und Künstler die Grenzen des Darstellbaren ausgelotet, um einerseits Sinnlichkeit und Erotik, andererseits Doppelmoral und Scheitern ins Bild zu setzen. Ob spielerisch, lustvoll oder tragisch, der Blick auf den Menschen – etwa in biblischer Erzählung, Heiligenlegende oder antiker Mythologie – wurde seit jeher facettenreich, mehrdeutig und mutig ins Bild gesetzt.

Die Ausstellung Verdammte Lust! Kirche. Körper. Kunst. fordert uns zur Auseinandersetzung mit diesem Spannungsfeld zwischen Kunst und kirchlicher Moral auf. In acht Kapiteln stellt sie den Menschen als sexuelles Wesen einem theologischen Ideal gegenüber, die unreine fleischliche Begierde der reinen Hingabe an Gott.

 
 

Einzigartige Kunstwerke von der Antike bis in das frühe 19. Jahrhundert, von Leonardo da Vinci über Tintoretto und Cranach bis hin zu Artemisia Gentileschi und Guido Reni zeigen das schwierige Verhältnis von Sexualität und Kirche. Ansprüche und Wirklichkeit sowie gesellschaftliche und religiöse Wertvorstellungen werden subtil bis entlarvend hinterfragt. Damit beteiligt sich das Diözesanmuseum Freising an einem aktuellen Diskurs, der so herausfordernd wie unumgänglich ist.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von S.E. Kardinal Reinhard Marx.

Es erscheint ein umfangreicher Katalog sowie ein Essayband mit Beiträgen von 20 Autorinnen und Autoren.