Wie kann Sebastian heilig werden? Künstlerische Modellierungen priesterlicher Triebstrukturen
Eine Kooperation des DIMU mit der Domberg-Akademie und der Regenbogenpastoral

Es gibt in der christlichen Kunstgeschichte eine Reihe von Heiligen und Figuren, die jungen Priestern und Ordensleuten als Vorbilder für den Umgang mit der eigenen Sexualität vorgehalten wurden. „Modellheilige“ waren etwa der Erzengel Michael oder der jugendliche Priester Aloysius, die sexuellen Verzicht und Keuschheit vermittelten. Als insbesondere priesterliche Identifikationsfiguren sind sie bis heute Teil der christlichen Bildsprache. Diesen idealisierten Modellen stehen jedoch Heilige gegenüber, deren Rezeption eine ganz andere war - allen voran der heilige Sebastian. Ungeachtet der Tatsache, dass sich dieser einer grausamen Folter unterziehen musste – der halbnackte, von Pfeilen durchbohrte Körper ist charakteristisch – weisen viele seiner Darstellungen eine unverblümte sexuelle Aufladung auf. Verlockung und Hingabe konkurrieren hier mit der drastischen Brutalität seines Martyriums. Dr. Michael Brinkschröder erläutert die Funktion, die den verschiedenen Heiligen zugesprochen wurde, und geht der Frage nach, wie ihre Rezeption bis heute nachwirkt.

Dr. Michael Brinkschröder ist katholischer Theologe und Soziologe. Er hat 1991 die AG Schwule Theologie gegründet und die Zeitschrift „Werkstatt Schwule Theologie“ mitherausgegeben. Seine Dissertation „Sodom als Symptom“ behandelt die Wurzeln der Antihomosexualität im Christentum. 2002 hat er den queerGottesdienst München mitinitiiert. Von 2011-15 war er Co-Präsident des European Forum of LGBT Christian Groups und Mitbegründer des Global Network of Rainbow Catholics. Von 2011-2023 war er Sprecher des Katholischen LSBT+ Komitees und hat zuletzt das Buch „#Out in Church – Für eine Kirche ohne Angst“ mitherausgegeben. Er leitet seit 1.9.22 das Projekt Regenbogenpastoral der Erzdiözese München und Freising.

Gebühr: Eintritt frei

Anmeldung: Montag bis Freitag unter kunstvermittlung@dimu-freising.de